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Architecture of Economy

Economy of Architecture / Architecture of Economy adressierte die ökonomische Dimension der Raumproduktion, in der unterschiedliche Formen des Spekulativen für eine entscheidende Wende des urbanen Diskurses sorgen. Die algorithmische Kultur dividualer Räume und Subjekte ist längst Bestandteil einer ökonomischen Produktion von räumlichen Blasen, Sonderzonen, Ausnahmezuständen und räumlichen Projektionen in eine Zukunft, von der die Ressourcen geliehen werden.

halfway im Sommer 2019

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Ausstellung von Urban Subjects: We Hope this Does Not Make Us Sad

Essay von Urban Subjects: We Hope this Does Not Make Us Sad: Architektur und Design im plutokratischen Zeitalter

Video von Urban Subjects mit Ralo Mayer: Drone drive through: perspectives of an exhibition and a city

Magazin von Urban Subjects: We Hope this Does Not Make Us Sad

Essay von Andreas Spiegl: Der zweiten Trauer zum Trotz

Prop-Talk 2 mit Helge Mooshammer und Peter Mörtenböck

Poster Projekt von Urban Subjects: From a Future Window

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Kreativität, Erfindungskraft und Wissen sind Brennpunkte gegenwärtiger Produktionsweisen, eine Entwicklung, die international unter der Bezeichnung ‚kognitiver Kapitalismus’ diskutiert wird. Zentrale Begriffe in diesem Zusammenhang sind: immaterielle Arbeit, kreative Arbeit, kognitive Arbeit, affektive Arbeit, Wissensökonomie und Wissensgesellschaft. Die Rolle der Erfindungskraft und der Wissensproduktion als ‚Rohmaterial’ einer neuen ökonomischen Ordnung entsteht vor dem Hintergrund der raschen Entwicklung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, der Neuordnung des ‚geistigen Eigentums’ sowie der Transformation von Wissen zu Waren. – Yann Moulier-Boutang [1]

 

Im diesem Klappentext zum Buch Cognitive Capitalism von Yann Moulier-Boutang (2012) wird deutlich, dass sich entlang technologischer und ökonomischer Entwicklungen die Strukturen und Hierarchien gesellschaftlicher Räume fundamental verschoben haben, von den fordistischen Bedingungen der Disziplinargesellschaft (Michel Foucault, 1994 [2]) hin zu den postfordistischen Anforderungen der Kontrollgesellschaft (Gilles Deleuze, 1993 [3]). Die Räume des kognitiven Kapitalismus materialisieren sich entlang algorithmisch geprägter Kriterien, die Architektur der immateriellen Netze wird zu einem konstitutiven Faktor der Raumproduktion.

 

Entlang einer Analyse der urbanen Auswirkungen einer globalisierten Ökonomie, die Architektur als Aktivposten nutzt und mit ihrem temporalisierten Wert spekuliert, versuchte halfway mit den Forschungspartnern Urban Subjects einen Diskurs über die Frage des Eigentums im Verhältnis zum städtischen Raum aufzubauen. Die Stadt Vancouver wurde ausgewählt, weil die Auswirkungen des privaten Investitionskapitals kaum jemals so konkret räumlich (und bildhaft) in die städtische Struktur übersetzt wurden. Die Erzeugung eines Stadtbildes über die Skyline bildet allerdings nur die Oberfläche für ein Stadtmodell, bei dem die radikale Neudefinition der Grenzziehungen eines Stadtarchipels spürbar wird.

 

Im dominanten zeitgenössischen Diskurs über Fragen der Stadtentwicklung und des Wohnungsbaus als Symptom einer postpolitischen Gegenwart, die in hohem Maße durch De-Regulierung und durch investitionsgetriebene Stadtentwicklungen bestimmt ist, werden die problematischen sozialen Auswirkungen in der Regel auf eine Idee von Stadt projiziert, deren Gesellschaftsauffassung auf einem klassischen Verständnis von Individualität und Subjektivität basiert, wobei die ökonomischen (Markt-)Kräfte im Allgemeinen immer neuere Formen der Entfremdung hervorbringen. David Harvey (2012 [4]) und andere kritisierten wiederholt die Produktion von Wohnraum durch verschuldungsbedingte Finanzialisierung als einen sozial ungerechten und destabilisierenden Faktor für Auswirkungen wie Gentrifizierung, Segregation und Ungleichheit. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob es eine andere Form der Kritik gibt, die einen anderen Begriff der (dividuellen) Individualität ins Spiel bringt, gerade weil es die Subjektivität selbst ist, die tief betroffen und doch vollständig in die gegenwärtigen Formen der Ökonomie eingebettet ist. Die vormalige „funktionale“ Aufteilung der Moderne, die zum einen die zu verkaufenden und zu entwickelnden Grundstücke und zum anderen die Wohnungen selbst parzellierte, wird sukzessive durch andere Formen der Aufteilung erweitert. Heute sind die Differenzen sozusagen verinnerlicht, was als Effekt etwa in der zunehmenden Vermischung von Arbeiten und Leben sichtbar wird. In dieser geteilten Subjektivität kollabieren die Rollen, die bestimmten städtischen Zonen der modernistischen Stadt zugedacht sind, in dem neoliberalen Imperativ, der sich an das Subjekt richtet – flexibel, anpassungsfähig, kreativ und erfinderisch zu sein, um verschiedene Identitäten effizient zu entfalten, wenn dies von einem modulierenden Markt benötigt wird. Diese Eigenschaften – die auch für den viel diskutierten Begriff der „projektbasierten Stadt“ (Luc Boltanski / Ève Chiapello, 2005 [5]), die auf Beziehungen, Netzwerken und Mobilität basiert, von zentraler Bedeutung sind – bilden den strukturellen Rahmen einer dividuellen Subjektivität innerhalb der postpolitischen Stadt.

 

Die Logik der Homogenisierung und Totalisierung der postpolitischen Stadt geht Hand in Hand mit strukturell eingebetteten Ausnahmezuständen: Enklaven, Heterotopien, Inseln – die im homogenen Raum der Urbanisierung schwimmen. Ebenso wie der Ausnahmezustand oder die Krise zu einem notwendigen und strukturellen Bestandteil der Ökonomie und der damit verbundenen Finanzialisierung geworden sind, sind städtische Inseln (z. B. geschlossene Gemeinschaften, Urban Villages, Sonderwirtschaftszonen, zollfreie Gebiete, Themenparks usw.) die Bereiche, in denen die Politik der Inklusion und Exklusion entscheidend wird. Hier wird der „Code“, von dem Deleuze im Text „Postscriptum über die Kontrollgesellschaften“ (1993 [6]) schreibt, bestimmend. Es ist insbesondere die Frage des Zugangs, die sich beispielsweise häufig in den digitalen Informationen der Kreditkarten manifestiert, von wesentlicher Bedeutung. Die verinnerlichte Aufteilung des dividualen Subjekts spiegelt sich in den durch Zugangsmodalitäten bestimmten dividualen Räumen wider.

 

In dieser „Ökonomie des Zugangs“ (Jeremy Rifkin, 2001 [7]) geht es um zumeist unsichtbare Grenzen und Filter, die entlang von gänzlich neuen Parametern einer dividualen Subjektivität errichtet werden. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Spekulation auf die individuelle Performance als Investment in das Leben. Das Leben selbst wird hier zur spekulativen Ware, dessen Projektion in die Zukunft die Ressourcen im Hier und Jetzt produzieren. Wie Mackenzie Wark (2016) in Referenz auf Randy Martin argumentiert, geht es nicht mehr darum, alles an einem Ort zusammenzubauen, um eine Ware in Serie zu produzieren. Financial Engineering zerlegt den Produktionsprozess und re-kombiniert seine Bestandteile. Sowohl das individuelle Eigenheim als auch der individuelle Eigenheimbesitzer werden zu unterschiedlichen Ebenen von Risiko. Sie können in Derivaten wieder zusammengesetzt werden: Teile, die nicht länger Teile von etwas Ganzem sind. Das Ergebnis:

 

Dividualisierung der Ökonomie, in allen Größenordnungen. Es ist die Kommensurabilität und Vergleichbarkeit, die hergestellt werden muss, um den dividuellen Austausch inwertzusetzen. – Gerald Raunig [8]

 

Eine hoch problematische Nebenwirkung dieser sich abzeichnenden dividuellen Räumlichkeit ist der Aufstieg einer ausbeuterischen Wirtschaft, die darauf beruht, die Formen des temporären Zugangs für sich zu nutzen. Die Forschung von Almazán/Tsukamoto und anderen zeigt im Detail, wie die postpolitische Stadt auch von jenen profitieren kann, die am Rande des gesellschaftlichen Konsenses stehen. Es bleibt abzuwarten, ob die fließenden Architekturen des Sharings in der Lage sein werden, die wachsenden verinnerlichten Unterschiede und Ungleichheiten unterzubringen, ohne die Unterschiede als produktive Qualität eines politischen Raums auszulöschen, der vom Vorhandensein der Dimensionen von Dissens und Agonismus abhängig ist. Ein Aspekt scheint jedoch klar zu sein: Es wird nicht der Dualismus zwischen öffentlichen und privaten Räumen sein, in dem sich die klassischen Vorstellungen von Individualität befanden, sondern die hybriden Zonen dividualer Räume, in denen das Management von Zeitlichkeiten die bestimmende Dimension für den Urbanismus sein wird.

[1] Moulier-Boutang, Yann: Cognitive Capitalism, Polity Press, 2012

[2] Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, 1. Auflage, Suhrkamp, 1994

[3] Deleuze, Gilles: Unterhandlungen. 1972-1990, Suhrkamp 1993

[4] Harvey, David: Rebel Cities: From the Right to the City to the Urban Revolution, Verso, 2012

[5] Boltanski, Luc; Chiapello, Ève: The New Spirit of Capitalism, Verso, 2005

[6] Deleuze, Gilles: Unterhandlungen. 1972-1990, Suhrkamp 1993

[7] Rifkin, Jeremy: The Age of Access. The New Culture of Hypercapitalism, Where All of Life Is a Paid-for Experience, Tarcher/Putnam, 2001

[8] Raunig, Gerald: Dividuum. Maschinischer Kapitalismus und molekulare Revolution, Band 1, transversal texts, 2015

We Hope this Does Not Make Us Sad: Architecture and Design in the Plutocratic Age

Ausstellung von Urban Subjects (Sabine Bitter, Jeff Derksen, Helmut Weber) für halfway

5. bis 22. Juni 2019, halfway

Eine spezifische Form der Dividualisierung in einer Ökonomie des Zugangs wurde von unseren Forschungspartnern Urban Subjects für halfway thematisiert. Am Beispiel der kanadischen Stadt Vancouver entwickelten sie die Intervention We Hope this Does Not Make Us Sad die einen Diskurs über die Frage von Eigentum im Zusammenhang mit urbanem Raum aufbaut. Vancouver diente dabei als Folie für den Versuch einer Visualisierung komplexer, kaum sichtbarer Beziehungen zwischen globaler Ökonomie und den Räumen des alltäglichen Lebens. Für eine Ökonomie der Imageproduktion fungiert Vancouver als Kulisse, in der die Auswirkungen des privaten Investitionskapitals in der städtischen Struktur räumlich übersetzt sind und lesbar werden. Diese sind vor Ort kaum sichtbar und nur schwer zu fassen. Die Skyline steht als Bild für eine Stadt, bei der die Neudefinition der Grenzen des urbanen Archipels extrem sind, und in erster Linie an Immobilienwerten und -preisen verlaufen.

 

Das Projekt von Urban Subjects thematisierte und verfolgte die Politik der Repräsentation einer Stadt, die sich nur für privilegierte Subjekte sichtbar macht: das plutokratische Dividuum.

Hier wurde untersucht, welche urbanistische Definitionsmacht von der bewussten Hinwendung zu ökonomischen Eliten freigesetzt wird. Die plutokratische Dividualität produziert dabei Ein- und Ausschlussmechanismen entlang widersprüchlicher und zunehmend unsichtbarer Verortungen:

 

They are geographically bound and globally networked. While they reterritorialize a city, they unterritorialize themselves. – Urban Subjects

 

Der Beitrag von Urban Subjects war Ergebnis einer langfristigen Auseinandersetzung mit den Methoden der Übersetzung, Visualisierung und Verräumlichung urbaner Bruchlinien innerhalb einer zeitgenössischen Bildpolitik. Die installativen Eingriffe in halfway waren dabei als in den Raum übersetzte Argumente und Thesen zu verstehen, die nach weiteren Artikulationen verlangen.

We Hope this Does Not Make Us Sad: Architektur und Design im plutokratischen Zeitalter

Essay von Urban Subjects

halfway Skizze 1, © Urban Subjects

Wir sind heute längst daran gewöhnt, dass seit der Finanzkrise von 2007-2008 die reichsten Menschen der Welt mehr als die Hälfte des globalen Vermögens besitzen. Das führte zu Spekulationen über ein neues plutokratisches Moment nationaler und globaler Ausmaße. Aber wie haben Städte, deren wirtschaftlicher Antrieb an global-urbane Wohlstandszusammenhänge gekoppelt ist, auf den jahrzehntelangen Aufstieg von Plutokratien reagiert? Ist der Plutokrat mit einem Vermögen, das dem BIP eines Staates gleicht, heute der Maßstab, an dem sich Städte orientieren?

Wir untersuchen, inwiefern ultrahochvermögende Personen (UHNWI) und die mit ihnen assoziierte Wirtschaft (die Plutonomie) die Stadt beeinflusst und gestaltet haben, in der wir leben – Vancouver. Das könnte uns traurig stimmen, weil wir dafür einen Blick auf das Leben und die Orte der UHNWI werfen müssen und das kann, na ja, deprimierend sein. Tatsächlich ist die Traurigkeit der Superreichen selbst zu einem Faktor von wesentlichem Interesse geworden, so wesentlich, dass sich die Bill and Melinda Gates Foundation an den Kosten einer 500 Seiten langen Studie des Boston College Center on Wealth and Philanthropy beteiligte. Die Untersuchungen darüber waren bereits vor dem Wirtschaftskollaps von 2007-2008 durchgeführt worden und selbst in dieser Zeit kapitalistischer Euphorie herrschte im Leben der UHNWI, jenen mit einem Eigenkapital von 30 Millionen Dollar oder mehr, eine tief empfundene Traurigkeit, weil sie sich von anderen isoliert und verunsichert fühlten. Also fragten wir uns: Wie werden gewisse Städte zu Standorten für Superreiche? Spielt diese Traurigkeit dabei eine Rolle und auch das Angebot, deren Reichtum in Immobilien räumlich zu verankern? Und welche anderen städtischen Eigenschaften und Lebensqualitäten könnte diese spezifische Traurigkeit noch lindern – Multikulturalismus, Sicherheit, gute Restaurants, großartige Foodtrucks, leichter Zugang zur Natur, exzellente Gelegenheiten für Geldwäsche? Wir wissen, ultrahochvermögende Personen sind traurig und besorgt, weil sie sich isoliert und von anderen Menschen und Orten entfremdet fühlen. Das ist ihre traurige Geografie. Sie sind geografisch gebunden und global vernetzt. Während sie die Stadt reterritorialisieren, entterritorialisieren sie sich selbst – und hier nimmt die Traurigkeit ihren Anfang. Aber macht das auch die Stadt traurig?

Drone drive through: perspectives of an exhibition and a city

Video von Urban Subjects mit Ralo Mayer

Video, 2019, 15 Min.

We Hope this Does Not Make Us Sad

Magazin von Urban Subjects

Juni 2019

Concept, layout, photos and text: Urban Subjects (Sabine Bitter, Jeff Derksen, Helmut Weber)

Graphic design supervision: Emilia López

Thanks to Krystle Coughlin and Ed Graham for their photographic research and Ralo Mayer for support on the exhibition design

© Urban Subjects

Der zweiten Trauer zum Trotz

Essay von Andreas Spiegl

Juli 2019

Die Ausstellung von Urban Subjects im Rahmen des Forschungsprojekts halfway zielt in ihrem Titel We Hope this Does Not Make Us Sad auf eine Befindlichkeit, auf eine Traurigkeit, die der „Plutokratie“, d.h. den Reichen, die sich eine Stadt wie Vancouver sukzessive aneignen, genauso vertraut ist wie jenen, die diesen Prozessen mit Sorge und Kritik gegenübertreten und denen nur mehr die Hoffnung bleibt, dass sie diese Entwicklung nicht traurig machen wird. Auf der Seite der Reichen die Trauer ob der Konsequenz, dass sie die Stadt, die sie sich zu eigen machen wollen, genau deshalb verlieren, weil sie diese kaufen und damit das Leben vor Ort ruinieren – eine tragikomische Winner-Loser-Logik dem Mythos von König Midas nicht unähnlich: Die Stadt verwandelt sich sinngemäß von der Geldgrube in eine Goldgrube und letztlich in ein Grab aus Gold. Jene, die da hoffen nicht traurig zu werden, verspüren nur das Gewicht von Geld, dem sie ausweichen müssen, um nicht von der Last des Wohlstands der anderen begraben zu werden – selbst darin steckt aber nur eine Hoffnung auf Kredit, eine gemietete Hoffnung mit steigenden Kreditzinsen. Die Ausstellung versammelt auf verschiedenen Ebenen die Wachstumskurven dieser schuldlosen Schuld derer, die da hoffen…zum Trotz und aus Trotz der Trauer ein Gefühl von Widerstand abtrotzen. Mit diesem Gefühl im Bauch ziehen Urban Subjects durch die Straßen von Vancouver und sammeln Daten und Bilder, die den sukzessiven Prozess der An- und Enteignung dokumentieren, einen Skandal, der im Straßenbild kaum auffällt, weil er sich vor allem spekulativ und nicht spektakulär vollzieht.

 

Die Trauer, die diesem Sammeln von Fakten auf den Fuß folgt, ist eine andere – eine andere Trauer, die daher rührt, dass die entsprechenden Zahlen und Hinweise auf diese Enteignungspolitik frei verfügbar sind; sie sind kein Geheimnis, es bedarf keiner verborgenen Quellen mehr, die man sich nach langen Recherchen und investigativ erschließen müsste sondern sie sind bekannt, veröffentlicht, verfügbar, zur freien Entnahme…und dennoch, trotzdem, dem Wissen darüber zum Trotz, passiert nichts. Diese zweite oder andere Trauer rührt daher, dass das Wissen über Probleme und darüber, wie man etwas zum Wohl aller verbessern könnte, keine Rolle mehr spielt. Diese zweite Trauer registriert eine Politik wider besseren Wissens, eine Politik, die dem Wissen trotzt, dem Wissen zum Trotz: „Je sais bien, mais quand même“. No need to say: Diese Formel für den Fetischismus gilt hier nicht dem Wissen als Fetisch; sie lädt aber dazu ein, damit eine Politik zu beschreiben, der ein Wissen radikal fehlt oder abhanden gekommen ist und dieses ersetzt durch bloße Kenntnisse, aus denen sich Kapital schlagen lässt – gewissermaßen ein Wissen ohne Wissen, ein Wissen dem Wissen zum Trotz, eine trauriges Wissen. Um diesem traurigen Wissen zu trotzen, reicht es nicht hin, die verfügbaren Daten, Zahlen und Prognosen nochmal verfügbar zu machen, um daraus kritisches und widerständiges Handeln abzuleiten. Was notwendig erscheint, ist ein Standpunkt – ein Standpunkt, von dem aus die Zahlen anders erscheinen, sich in einem anderen Licht zeigen, ein Blick, aus dem man in die Goldgrube und das Grab blicken kann, eine Perspektive, die jene zählt, die aus der Stadt verschwinden, ein Filter, der die Fehlstellen registriert, ein Standpunkt, der dazu einlädt, geteilt zu werden und sich den verhärteten Verhältnissen zum Trotz beweglich hält. Diesen Parcours läuft und fliegt eine Drohne, die von Ralo Mayer, den Urban Subjects dafür eingeladen haben, gesteuert wird und durch die Ausstellung gleitet, um eine Position mit fliegenden Wechseln einzunehmen und einen Blick auf das Urbane zu vermitteln, aus dem sich im Detail und in den Einzelheiten das Panorama des Problems abzeichnet. Damit wird das Sehen nicht mehr fetischisiert als künstlerisches Genre sondern zum Werkzeug für ein Wissen der zweiten Trauer zum Trotz.

Prop-Talk 2

mit Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer

17. Jänner 2019, halfway

Im Zuge der Verräumlichungen wurden wiederholt Prop-Talks durchgeführt, in denen speziell gewählte räumliche Situationen im halfway-Gebäudekomplex als „Bühnen“ für Diskurse genutzt wurden und mit dafür entwickelten Props (Modelle symptomatischer Objekte) bestückt wurden.

 

Der Prop-Talk 2 thematisierte die räumliche Wirkungsmacht ökonomischer Verschiebungen: Mit Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer wurde im Kaminzimmer des Gebäudekomplexes Halbgasse 3–5 diskutiert welche emanzipatorischen Strategien im Kontext eines urbanistischen Agierens im Format des Projekts überhaupt noch möglich sind.

 

Angesichts einer sich intensivierenden An­rufung des Subjekts als Self-Entrepreneur, der sich sozusagen von Projekt zu Projekt performt und evaluiert, stellt sich die Frage, wie eine kollektive Agenda formuliert sein müsste, um eine nachhaltige Wirksamkeit jenseits von Imagepro­duktionen und einem Spekulieren auf potentielle Zukünfte aufzubauen. Die Versuche von Firmen wie Google oder WeWork, die gelebte Realität als bloße Ableitung einer algorithmisch vorkalkulierten Zukunft zu evaluieren, dadurch zu finanzialisieren und zu „bauen“ müssen hier im Kontext einer Gleichung gesehen werden, in der Zugang zu Räumen mit dem (in)dividuellen Score der betreffen­ den Person verknüpft ist.

From a Future Window

Poster Projekt von Urban Subject

Rhythm-analysis by Urban Subjects

poster-project, realized for SFU Galleries, Vancouver, 2015

adapted for Spatialization I Dividuality of Spaces/Spaces of Dividuality at halfway, Vienna, 2019

 

Date: 24 May 2043

Time: 10:00 – 16:45

Location: Teck Gallery Window, Vancouver, BC, Canada

Weather: perpetual sun outside, climate control inside

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